„So richtige Cliquen“ – die gibt’s nur im amerikanischen Fernsehen:
Elitäre Snobs, rundliche, kleine Mädchen, die jede Nacht von MR. Perfect aus der 12. träumen, Gucci-Tussen, Ober Nerds, pickelige Chemiker mit Salamibrot, Muttersöhnchen, Bienenärsche, Punks und all diese uninteressanten Normalos…“. So habe ich gedacht… Jedenfalls so lange, bis ich mit der Schule fertig war und feststellen musste, dass ich selbst all die Jahre mittendrin in dieser paradoxen Hierrachie gelebt, gelitten und gelernt habe.
Auch ich habe über Tussen gelästert, Nerds beneidet, rundliche, kleine Mädchen ausgelacht, Muttersöhnchen abschätzig angeguckt, die Stirn über Bienenärsche gerunzelt, Salamibrote getauscht und meinen Rucksack bemalt „Nazis raus“. Wir alle haben so gehandelt, bis wir schließlich kurz vor dem Abitur standen.
Auf einmal gehörte niemand mehr einer Clique an. Jeder war bemüht, irgendwie durch die Klausuren zu kommen. Keiner wollte beim Abiball ohne seinen Sitznachbarn dastehen, niemand war scharf drauf, ohne Foto und eigenem witzigen Text in der Abizeitung aufgelistet zu sein unter „die, die es nicht geschafft haben“. Die Bienenärsche erklären den Gucci-Tussen die englische Grammatik und dürfen im Gegenzug auch ihren Senf zur Gestaltung der Abi-Shirts abgeben. Die Ober-Nerds geben Nachhilfe in Kurvendiskussion und die elitären Snobs zeigen ihre Dankbarkeit durch einige positive Adjektive in der Abizeitung unter: „wie wir wirklich sind…“. Die Muttersöhnchen erklären den Punks die wirklichen Hintergründe der Evolutionstheorie und werden beim Abigag von bösen Streichen verschont. Das rundliche, kleine Mädchen und der nach-Salami-riechende Chemiker erweisen sich als äußerst kreativ und entwerfen – zur Überraschung aller – ein kreatives, passendes Abimotto.
Für ein paar Monate sind wir alle eine Stufe, ist niemand mehr Teil der Clique, freut sich jeder, dass der Andere es auch geschafft hat, vergräbt Vorurteile, lernt sich richtig kennen. Für ein paar Monate sind wir TirABIsu: Die Creme de la Creme.
Für das abigrafen.de-Team
Esra